Die Wurzeln dieses Festes, das am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert wird, liegen in der mittelalterlichen Frömmigkeit. Die Bezeichnung kommt aus dem Mittelhochdeutschen und ist aus den beiden Begriffen „vron”, das heißt Herr, und „lichnam”, was soviel wie „lebendiger Leib” bedeutet, zusammengesetzt.[1711]
Während in den ersten Jahrhunderten der Kirche die Eucharistie als Mahlfeier gehalten wurde und die Verehrung des eucharistischen Brotes außerhalb der Liturgie unbekannt war, kam es im Mittelalter zu einer Verlagerung des Schwerpunktes. Im Mittelpunkt des Geschehens stand nicht mehr das Mahl. Die Messe wurde immer mehr als eine anschauliche Darstellung des Leidens Christi, als „heiliges Drama”, betrachtet.[1712] An die Stelle der Kommunion trat nun das Verlangen der gläubigen Menschen, die Hostie anzuschauen und sie mit den Augen verehren zu können. Dieses „Schauverlangen” des mittelalterlichen Menschen führte zur Erhebung der konsekrierten Hostie nach der Wandlung.[1713]
Mehr und mehr wurde die wirkliche Teilhabe an der Eucharistiefeier durch das Anschauen der Hostie, welches auch als „geistliche Kommunion” bezeichnet wurde, abgelöst. Diese Entwicklung wurde durch die Volksfrömmigkeit, die oftmals die Hostie aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang herauslöste und ihr auch verschiedene magische Wirkungen zuschrieb, noch verstärkt.[1714]
Diese Akzentverschiebung der eucharistischen Frömmigkeit verlangte nach der Einführung eines besonderen Sakramentsfestes. Die Einsetzung des Altarsakramentes wird zwar am Gründonnerstag gefeiert. Durch seine Nähe zum Karfreitag und sein Eingebundensein in die Liturgie der Karwoche wurde am Gründonnerstag eine ausgeprägte Feierlichkeit aber als unpassend empfunden. Daher wurde die Einführung eines eigenen Festes für notwendig erachtet. Als Festtag wurde ein Donnerstag gewählt, um die theologische Verbindung des Fronleichnamsfestes mit dem Gründonnerstag zum Ausdruck zu bringen.[1715]
Die Entstehung des Fronleichnamsfest ist eng mit dem Namen Juliana von Lüttich verbunden.[1716] In ihrer Biographie wird berichtet, dass ihr 1209 in einer Vision eine Mondscheibe[1717] mit einem schwarzen Fleck erschienen sei. Dieser schwarze Fleck wurde dahin gedeutet, dass im Kirchenjahr noch ein Fest fehle, welches gefeiert werden müsse. Auf das Drängen Julianas und ihrer geistlichen Begleiter führte der Lütticher Bischof Robert 1246 erstmals ein solches Fest für seine Diözese ein. Papst Urban IV. übernahm das Fronleichnamsfest 1264 für die ganze Kirche. Er begründete seine Entscheidung damit, dass am Gründonnerstag, dem eigentlichen Fest der Einsetzung der Eucharistie, die feierliche Verehrung zu kurz komme und daher ein eigener Gedächtnistag notwendig sei.[1718]
Fronleichnam war das erste Fest, das durch einen Papst für die universale Kirche eingeführt wurde. Trotzdem kam es nur langsam zu einer weiteren Verbreitung des Fronleichnamsfestes. Erst seit dem frühen 14. Jahrhundert wurde das Fest überall gefeiert. Im deutschsprachigen Raum erhielt es verschiedene Bezeichnungen. Neben den Begriffen „Fronleichnam” und „gotsleichnamstag” existieren auch die Begriffe „Kranzeltag”[1719] oder „Antlass”.[1720]
Fronleichnam ist im Bewusstsein der Gläubigen in erster Linie durch die Prozession verankert, obwohl diese nicht ursprünglich mit dem Fest verbunden war. Vorbilder für die Fronleichnamsprozession waren die traditionellen Flurumgänge,[1721] die Prozessionen mit der Krankenkommunion und die Reliquienprozessionen.[1722] Die erste Fronleichnamsprozession dürfte zwischen 1274 und 1279[1723] stattgefunden haben, und zwar im Kollegiatsstift St. Gereon in Köln. In Deutschland, Österreich, der Schweiz und Ungarn gab es um die Mitte des 14. Jahrhunderts in den meisten Orten Fronleichnamsprozessionen.[1724]
Besonders im deutschen Sprachraum werden mit der Fronleichnamsprozession wichtige Elemente von Flur- und Bittprozessionen verknüpft. An vier Stationen auf dem Prozessionsweg errichtet man Außenaltäre. Dort wird eine Station gehalten. Der Priester singt die vier Anfänge der Evangelien in die vier Himmelsrichtungen. Darauf folgen Bittgebete in kirchlichen und weltlichen Anliegen und der sakramentale Segen, der ebenfalls in die vier Himmelsrichtungen erteilt wird.[1725]
Die Prozession führt durch das Einzugsgebiet der Kirche, von der sie ausgeht. Da es praktisch nicht möglich ist, das gesamte Gebiet zu durchziehen, wird der Prozessionsweg auf markante Orte innerhalb des Einzugsgebietes ausgerichtet. In Städten sind dies andere Kirchen, Plätze oder zum Beispiel auch Krankenhäuser. In ländlichen Gegenden liegt der Akzent stärker auf der Segnung der Felder, die abgeschritten werden.
Von ihrem äußeren Erscheinungsbild her unterscheidet sich die Fronleichnamsprozession wesentlich von anderen kirchlichen Umgängen. Im Folgenden sollen die Abzeichen und Attribute der Fronleichnamsprozession wie Monstranz, Traghimmel, Fahnen und Stangen näher erklärt werden.
Der Begriff leitet sich vom lateinischen „monstrare”, was mit „zeigen” übersetzt wird, ab und bezeichnet ein Schaugefäß, welches dazu dient, die Hostie auf dem Altar zur Anbetung auszusetzen oder in einer Prozession sichtbar für alle Gläubigen mitzutragen. Der Leib des Herrn wird von einer meist mondförmigen Klemme – der so genannten Lunula – gehalten, die in einen verschließbaren, durchsichtigen Behälter geschoben wird.[1726] Solche Monstranzen gibt es erst seit dem 14. Jahrhundert. Gefördert wurde ihre Entwicklung seit der allgemeinen Einführung des Fronleichnamsfestes und der Fronleichnamsprozession, bei der der Leib des Herrn mitgetragen und verehrt wurde. Als Vorbild dienten die Reliquienmonstranzen, in denen die Gebeine von Heiligen sichtbar für alle Gläubigen ausgestellt wurden. Ursprünglich wurden auch diese Reliquiare für die Ausstellung der Hostie verwendet.[1727]
Erst seit dem 15. Jahrhundert gestaltete man eigene Gefäße, die speziell zur Aussetzung des Leibes Christi verwendet wurden. Diese eucharistischen Monstranzen weisen die unterschiedlichsten Formen auf. Ein Beispiel ist die gotische Turmmonstranz, welche die Formen des Kirchturms in einem verkleinerten Maßstab darstellte. In der Renaissance kamen die Scheibenmonstranzen auf, wo die Hostie in eine scheibenförmige Kapsel eingefügt wurde, die an einem Schaft angebracht wurde. Diese Kapsel wurde in der Barockzeit von Strahlen umrahmt und es entstanden die so genannten Strahlen- oder Sonnenmonstranzen. Neben den Sonnenstrahlen wurde die Hostie auch mit Ähren und Reben als Symbol für die Eucharistie umkränzt.
Bei vielen Monstranzen finden sich zusätzlich figürliche Ausschmückungen. In frühen Darstellungen findet sich Christus als Schmerzensmann. Theologisch lässt sich hier der Zusammenhang mit der Eucharistie, die den Opfertod Christi und seine Hingabe für die Menschen immer wieder neu vergegenwärtigt, feststellen. Auf anderen Monstranzen finden sich Kreuzigungsgruppen oder es sind Maria und Josef links und rechts von der Hostienkapsel dargestellt. Verbreitet ist auch das Bild des Pelikans, der traditionell als Symbol für Jesus Christus angesehen wird, der sich selbst hingibt, um die Menschen zu erlösen.[1728] Manchmal wurde die ganze Monstranz figürlich ausgebildet. Als Beispiele sind hier die Wurzel Jesse (bildliche Darstellung des Stammbaums Christi, der in dem ruhendem Jesse, Vater Davids, wurzelt), der Lebensbaum oder Maria, die die Hostie in ihrem Leib trägt, zu nennen. Heiligenfiguren sind dagegen nur selten auf Monstranzen zu finden.[1729]
Die prachtvolle Ausgestaltung der Monstranzen birgt die Gefahr in sich, dass die Hostie in ihrer schlichten, äußeren Gestalt von den Gläubigen nicht mehr wahrgenommen wird. Bei Monstranzen, die heute hergestellt werden, zeigt sich die Tendenz, auf üppigen Schmuck zu verzichten und das Schaugefäß in der schlichten, zentrierenden Kreisform herzustellen.[1730]
Der Einsatz von Traghimmeln bei der Fronleichnamsprozession ist seit dem 12. Jahrhundert urkundlich nachweisbar. Was bei uns volkstümlich als Himmel bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit ein Baldachin,[1732] das ist ein auf Stangen aufgespanntes Stoffdach, das die Würde und Heiligkeit der Person oder Sache, die sich unter dem Schirm befindet, besonders hervorheben soll. Durch einen Baldachin wurde ein sakraler Raum geschaffen, der die geehrte Persönlichkeit oder Sache von der profanen Umgebung abgrenzte.
Im christlichen Umfeld wurde der Baldachin schon sehr früh als Symbol für das Himmelsgewölbe betrachtet. Von dieser Symbolik leitet sich die Bezeichnung „Traghimmel” ab, die sich bis heute erhalten hat. Heute wird der Baldachin kaum mehr von seiner symbolischen Bedeutung her betrachtet. Hauptsächlich soll der Baldachin für die Teilnehmer und Zuschauer den Mittelpunkt der Fronleichnamsprozession kennzeichnen.
Das Tragen dieses „Himmels” galt stets als eine besondere Auszeichnung. Die „Himmelträger” wurden und werden nach unterschiedlichen Gesichtspunkten ausgewählt. Früher stellten sich gerne städtische Ratsherren für diesen Ehrendienst zur Verfügung, heute sind es oft Mitglieder des Pfarrgemeinderates.[1733] Gewohnheiten spielen dabei eine gute Rolle.
Fahnen und Stangen als schmuckvolle Festabzeichen einer Fronleichnamsprozession sind besondere Brauchformen und werden nur in bestimmten Orten verwendet.
Fahnen wurden erstmals im 10. Jahrhundert als Sinnbild des Triumphes Christi und der Heiligen in der Liturgie eingesetzt. Ursprünglich wurde am Querbalken des Kreuzes, das allen Prozessionen voran getragen wurde, ein Tuch zur Zierde befestigt. Daraus entwickelten sich die Fahnen, die als Symbol des Auferstandenen, als Zeichen der Gemeinschaft[1734] und als Schmuckelement bei den Prozessionen mitgetragen und gelegentlich auch geschwungen wurden.[1735]
Im Salzburger Land sind im Lungau und im Pongau die Prangstangen ein wichtiger Schmuck von Prozessionen. Bei der Fronleichnamsprozession werden aber nur die Pongauer Prangstangen mitgetragen,[1736] während im Lungau die Prangstangen erst später im Jahr bewundert werden können.[1737] Im Pongau beschränkt sich dieser Brauch auf sechs Orte: Bischofshofen, Hüttau, Mühlbach am Hochkönig, Werfen, Pfarrwerfen und Werfenweng.[1738] Im Lungau ist der Brauch der Prangstangen in Muhr und Zederhaus bekannt.[1739] Unterschiede gibt es in der Ausschmückung. Im Lungau werden die Stangen ausschließlich mit Girlanden aus echten Blumen und Blütenblättern geschmückt, während im Pongau die Prangstangen mit farbiger Wolle, Litzen und Filz umwickelt sind. Am oberen Ende sind die Pongauer Stangen halbkreisförmig heruntergebogen und mit Bändern, Fahnen und Blumen geschmückt.[1740] Die Lungauer Stangen dagegen laufen gerade aus und sind an der Spitze mit einem gesonderten Wipfel ausgestattet.
Das Alter dieses Brauches lässt sich für Salzburg nicht genau bestimmen. Sicher ist aber, dass die Salzburger Prangstangen von Anfang an bei kirchlichen Prozessionen mitgetragen wurden und zwar bei allen Festen, die während der Zeit gefeiert werden, wo sich die Natur im Wachstum befindet: Fronleichnam, Sonnwend (24. Juni), Peter und Paul (29. Juni). Auch über Ursprung und Bedeutung der Prangstangen gibt es verschiedene Ansichten. Grundsätzlich werden die Prangstangen zur großen Gruppe der Wachstumssymbole gezählt, zu der auch die Maibäume gehören.[1741]
Die Fronleichnamsprozession wurde, neben der Verehrung der Eucharistie, schon früh als Flur- und Wetterprozession begangen.[1742] Die Prangstangen sind daher nicht nur Schmuck einer Fronleichnamsprozession, sondern stellen auch eine wichtige Verbindung zum Volksglauben mit seinen Natur- und Frühlingsbräuchen dar und unterstreichen den Charakter der Fronleichnamsprozession als Flur- und Wetterumgang. Mit dem Tragen der Prangstangen wird die Bitte um eine gute Ernte[1743] und die Hoffnung auf Schutz vor Ungeziefer verbunden. Die dürr geworden Blumen werden als Weihkräuter verwendet, bei Gewittern im Ofen verbrannt oder zu Weihnachten beim Rauchengehen der Glut beigemengt. Ein Teil der Blumen wird auch an das Vieh verfüttert.[1744]
Genauer beschrieben wurde in der Literatur der Brauch des Prangstangentragens in Bischofshofen.[1745] Dort werden in der Regel bei der Fronleichnamsprozession sieben Prangstangen, die von den sieben „Rotten” der Gemeinde Bischofshofen: Haidegg, Vorderbuchberg, Hinterbuchberg, Laideregg, Gainfeld, Mitterberghütten und Kreuzberg beigestellt werden. Jedes Jahr hat ein anderer Bauer die Pflicht, für das Schmücken der Stange zu sorgen, der dann auch die Stange bei der Prozession mitträgt.[1746] Ursprünglich wurden die Prangstangen nur von unverheirateten, kinderlosen Burschen getragen.[1747] In Bischofshofen hat sich aber der Brauch eingebürgert, die Prangstangen von jenen Bauern tragen zu lassen, auf deren Hof sie gebunden wurden.[1748] Jedem Träger steht ein zweiter Mann zur Seite, der ihm beim Aufrichten der mindestens sechs Meter langen Stange hilft.
Hauptsächlich werden im Pongau nur mit Wolle und Filz umwickelte Prangstangen verwendet, nur in Bischofshofen gibt es blumengeschmückte, so genannte „lebende” Stangen.[1749] Als Stange werden so genannte „Blitzbäume”[1750] verwendet, die über mehrere Jahre im Einsatz sind. Der Bauer, auf dessen Hof sie geschmückt wurde, ist auch verantwortlich, dass die Prangstange von der Kirche abgeholt, abgeräumt und mit allem Zubehör bis zum nächsten Jahr aufbewahrt wird.[1751] Für das Binden der Blumenkränze sind die Frauen zuständig, beim Aufwickeln, welches im Uhrzeigersinn zu geschehen hat, helfen Männer und Frauen zusammen, das Aufnageln der Kränze ist dagegen „Männerarbeit”. Traditioneller Tag zum Binden der Blumenkränze ist der Dienstag vor Fronleichnam.[1752] Am Vorabend des Festtages werden die geschmückten Prangstangen in die Pfarrkirche von Bischofshofen gebracht. In der Fronleichnamsprozession gehen die Träger als Erste in der Prozession. Nach der Prozession werden die Stangen in der Pfarrkirche aufgestellt, wo sie bis zum Erntedankfest stehen bleiben.
Ein weiteres fixes Element bei vielen Fronleichnamsprozessionen im Land Salzburg ist das so genannte „Frauentragen”. Junge Frauen tragen auf einem Gestell, die „Liebe Frau”, eine Marienstatue, die mit prächtigen Gewändern geschmückt ist, in der Prozession mit. Nach der Prozession wird diese Statue, wie die Prangstangen, in der Kirche aufgestellt.
Schmückende Elemente haben bei der Fronleichnamsprozession zu allen Zeiten eine große Rolle gespielt: Der Prozessionsweg wird mit Birken gesäumt, es werden blumengeschmückte Prangstangen mitgetragen, die Mädchen haben Blumenkränze auf dem Kopf und tragen Körbe mit Blütenblättern, die sie auf den Weg streuen; in manchen Orten wird der Prozessionsweg mit Blumenteppichen belegt. Dieser Brauch wird auch besonders in Bayern gepflegt.
Das Phänomen des Schmückens mit Blumen und Pflanzen ist seit der Antike bekannt.[1753] Blumen galten seit alter Zeit als der prächtigste Schmuck überhaupt,[1754] weil hier Leben und ästhetischer Genuss verbunden wird. Auf diesem Hintergrund passt Blumenschmuck besonders gut zum Fronleichnamsfest, welches stets als Fest der Freude gefeiert wird. Die blühenden Blumen sollen auch Symbol für das Wachstum und die reiche Ernte sein, die man von Gott erbittet.
See- und Flussprozessionen sind vor allem in solchen Gebieten entstanden, in denen das Salz eine wichtige Rolle[1755] gespielt hat. Im benachbarten Oberösterreich haben sich vor allem die Seeprozessionen auf dem Hallstätter- und auf dem Traunsee zu Touristenattraktionen entwickelt, im Land Salzburg bildet die Schifferprozession in Oberndorf und Laufen mit dem „Himmelbrotschutzen” eine Besonderheit.
Für die Entstehung solcher See- und Flussprozessionen gibt es verschiedene Erklärungen. Gelegentlich wird die Ansicht vertreten, die Enge bzw. Platznot in manchen Orten habe zur Verlagerung der Prozession auf das Wasser geführt. Diese Erklärung befriedigt vielleicht an einem Ort wie Hallstatt; in anderen Gegenden wirkt sie nicht überzeugend. Wahrscheinlich liegt die Erklärung in der Lebenssituation des gläubigen Volkes. Wie bei den Bittgängen, wo um den Segen für die Felder gebeten wird, spielt auch bei der Fronleichnamsprozession die Bitte um den Segen für die Existenzgrundlage und den Arbeitsplatz eine wichtige Rolle, bei der Seeprozession aber auch die Intention, drohende Gefahren des Wassers hintan zu halten.
Ein besonderer Fronleichnamsbrauch hat sich in Oberndorf bei Salzburg erhalten, das so genannte „Himmelbrotschutzen”, bei dem vier nicht konsekrierte Hostien während der Fronleichnamsprozession der Salzach übergeben werden. Dieses „Himmelsbrot” ist für die armen Seelen der ertrunkenen Schiffer bestimmt.
Die Arbeit der Schiffer war an sich schon mit vielen Gefahren verbunden. Verschärft wurde die Situation dadurch, dass es einem Schiffer verboten war, schwimmen zu lernen. Ein Schiffer, der bei seinem Ansuchen um Aufnahme in den Schifferstand angab, schwimmen zu können, wurde nicht aufgenommen. Eine mögliche Erklärung für diese seltsame Vorschrift lag in der Annahme, dass die Nichtschwimmer unter den Schiffern besser auf die Fracht aufpassen würden, während solche, die schwimmen konnten, im Notfall nur das eigene Leben retten würden. Wenn ein Schiffer bei seiner Arbeit tatsächlich ins Wasser fiel, kam er dabei fast immer zu Tode. Die Hilfe von anderen Booten kam meistens zu spät, auch herrschte unter den Schiffleuten der Aberglaube, dass jemand, der aus dem Wasser gerettet worden war, den anderen Unglück bringen würde.[1757] Für diese ertrunkenen Kollegen werden bis heute zu Fronleichnam gesegnete, aber nicht konsekrierte Hostien und zu Allerheiligen Kränze der Salzach übergeben.
Der Begriff „Himmelbrotschutzen” kommt daher, dass die Hostien auf ein weißes Tuch gelegt und durch „Schutzen”, das heißt Schwenken des Tuches, ins Wasser befördert wurden. Heute werden die Hostien durch einen Ruderschlag dem Wasser übergeben. Karl Zinnburg schließt aus dieser Praxis, dass in früheren Zeiten für das Himmelbrotschutzen sogar konsekrierte Hostien verwendet worden waren, die mit der bloßen Hand nicht berührt werden durften.
Der Brauch, Hostien zu Abwehrzwecken zu verwenden, ist schon seit dem 4. Jahrhundert bekannt, ebenso war der Brauch, die Wassergottheiten mit Opfern zu besänftigen und gnädig zu stimmen, bei vielen Völkern verbreitet.[1758] Heute noch werfen viele Menschen Münzen in einen Brunnen, um damit die Rückkehr an diesen Ort sicherzustellen. So wie mit solchen Gaben die Flussgötter gnädig gestimmt werden sollten, war auch das „Himmelbrotschutzen” ursprünglich ein Opfer an den Fluss, damit er den Schiffern das Jahr über gnädig sei und sie vor Unheil bewahre.
Heute beginnt der Fronleichnamstag in Oberndorf mit der Weihe der vier Hostien und der Schützenmesse. Danach steigen die vier „Himmelbrotschutzer” und die Schiffsführer in die Festzille. Die Gläubigen formieren sich zur Prozession und gehen auf die Mitte der Brücke, die Oberndorf und Laufen verbindet. Während der Pfarrer die Monstranz zur Segnung des Flusses hochhebt, spannen die „Himmelbrotschutzer” mit Hilfe zweier Tragstangen das „Schutztuch”, auf dem ein blumengeschmückter Kranz liegt. Dieser Kranz bildet die Einfassung für ein Blumenkreuz, auf dem die vier Hostien liegen. Nun schlägt ein Schiffmeister mit dem Ruderblatt gegen das „Schutztuch” und der Blumenkranz mit den Hostien fällt in die Salzach. Nach Beendigung dieser Zeremonie legt die Festzille wieder an und die „Himmelbrotschutzer” mit ihren Ehrenbegleitern ordnen sich in die Prozession ein, die nach weiteren Evangelienstationen wieder in die Pfarrkirche zurückkehrt, wo sich der Zug auflöst.[1759]
Während der Fronleichnamsprozession in ländlichen Gemeinden, wo das Traditionsbewusstsein stärker ausgeprägt ist und die Bräuche noch intensiver gepflegt werden, auch heute ein hoher Stellenwert zukommt, hat sich in vielen Städten vor allem in den letzten drei Jahrzehnten immer häufiger Unbehagen über die traditionelle Form der Fronleichnamsprozession eingestellt. Immer öfter wurde und wird die Frage gestellt, ob dieser festliche Umzug in unserer zunehmend säkularisierten Welt noch angemessen sei. Auch die Sorge, dass die Fronleichnamsprozession als „kirchliche Machtdemonstration” missverstanden werden könnte, ist immer wieder zu hören und führte in manchen Pfarrgemeinden sogar zu einer Abschaffung der Fronleichnamsprozession.
Nach vielen Versuchen und Erfahrungen gibt es in der Gegenwart wieder viele Stimmen, die die Beibehaltung bzw. Wiedereinführung der Fronleichnamsprozession befürworten. Es wäre auch sicher falsch, in einer Zeit, in der sich das Wallfahrtswesen wieder einer zunehmenden Beliebtheit erfreut und die Gläubigen ihrer Frömmigkeit mit allen Sinnen Ausdruck verleihen wollen, die Fronleichnamsprozession abzuschaffen. Auch dem Argument, große kirchliche Prozessionen würden nicht mehr in unsere Zeit passen, kann entgegen gestellt werden, dass einer festlichen Prozession unter freudiger Anteilnahme des Volkes auch eine positive Werbe- und Überzeugungskraft zukommt. Ebenso kann den Vereinen, die in der Fronleichnamsprozession mitgehen, ihre Aufgabe und ihr Dienst neu bewusst gemacht werden. Auch sollte die Prägung der Fronleichnamsprozession als Flur- und Wetterprozession nicht aus den Augen verloren werden. Durch diese Einbindung in die Abläufe der Natur und den Hinweis auf die Gefährdung der Schöpfung erhält die Fronleichnamsprozession jedes Jahr neu ihre Aktualität.
Auf den ersten Blick erscheint es ungewöhnlich, das Fest der Erstkommunion unter einem volkskundlichen Aspekt zu betrachten. Es gibt zwar eine Fülle an Literatur zu diesem Fest; in den meisten Büchern wird die Erstkommunion aber unter katechetischen, pastoraltheologischen und pädagogischen Gesichtspunkten behandelt. Über Bräuche, die mit diesem Fest verbunden sind, wurde kaum etwas veröffentlicht.
Nach katholischem Verständnis stiftet die Kommunion zugleich Gemeinschaft mit Christus und den anderen Gläubigen. Für das Kind ist die Erstkommunion nach der Taufe der nächste wichtige Schritt des Hineinwachsens in die Kirche. Für die Gemeinde ist die Feier der Erstkommunion ein Aufnahmeritus. Solche Riten, die an so genannten „Knotenpunkten des Lebens” – wie Geburt, Erwachsenwerden, Hochzeit, Tod – gesetzt werden, sind in allen Kulturen bekannt. Mit der ersten heiligen Kommunion sind die Kinder Vollmitglieder der Gottesdienstversammlung. Sie entscheiden auch selbst, ob sie in einer Eucharistiefeier zur Kommunion gehen oder nicht.[1760]
Der Brauch, alle Kinder einer Jahrgangsstufe gemeinsam zur Erstkommunion gehen zu lassen, entwickelte sich erst durch die Jesuitenschulen und den Katechismusunterricht. Bis ins 17. Jahrhundert entschieden die Eltern, wann sie ihr Kind als reif ansahen und mit ihnen gemeinsam die „Osterpflicht” durch den Empfang des Bußsakramentes und der Eucharistie erfüllten. Um 1650 begannen im Rheinland die Jesuiten, sich mit der Vorbereitung der Kinder auf die Erstkommunion zu befassen. Häufig waren die Volksmissionstermine der Jesuiten Anlass zu feierlichen Erstkommunionfeiern. Das Fest der Erstkommunion verlagerte sich erst in die Pfarreien, als der Jesuitenorden 1773 aufgehoben wurde.[1761] Bei uns gehen die meisten Kinder in der zweiten Volksschulklasse, das heißt mit acht Jahren, zur Erstkommunion. Die Bestimmung geht auf Papst Pius X. (1903–1914) zurück, der 1910 das Kommunionalter mit sieben Jahren festsetzte.[1762]
Heute hat die Erstkommunion nicht nur als Familien- und Gemeindefest eine Bedeutung. Durch die Vorbereitungszeit kommt der Erstkommunion innerhalb der Pfarrgemeinde auch eine gemeindebildende Funktion zu. Früher wurden die Kinder von den Seelsorgern durch einen zusätzlichen Religionsunterricht, der Kommunionunterricht oder Seelsorgstunde genannt wurde, vorbereitet. Nach dem II. Vatikanischen Konzil (1962–1965) sahen sich die Pfarrgemeinden vor die Aufgabe gestellt, neue Formen der Vorbereitung zu entwickeln. Die Vorbereitung der Erstkommunionkinder wird heute vermehrt als eine Aufgabe der ganzen Gemeinde gesehen. In kleineren Gruppen werden die Kinder von den so genannten Tischmüttern und immer mehr auch von Tischvätern auf diesen Festtag vorbereitet. Neben der Beschäftigung mit Bibeltexten und der Auseinandersetzung mit dem Symbol des Brotes haben diese Gruppenstunden auch das Erleben von Gemeinschaft und Meditationsübungen zum Inhalt.
Es ist heute bei uns in fast allen Pfarren üblich, dass die Erstkommunionkinder während der Vorbereitungszeit der Pfarrgemeinde in irgendeiner Form vorgestellt werden. Meist geschieht dies innerhalb eines Gottesdienstes. In vielen Pfarreien hat sich der Brauch der Übernahme von Gebetspatenschaften entwickelt. In den Einzelheiten ist dieser Brauch in den Pfarrgemeinden unterschiedlich ausgestaltet. Der Grundgedanke besteht darin, dass jedes Kind, das sich auf die Erstkommunion vorbereitet, einem Mitglied der Pfarrgemeinde besonders anvertraut wird. Im Gebet soll dieser „Pate” sein Patenkind während der Vorbereitungszeit besonders begleiten. Es wird in den Pfarreien unterschiedlich gehandhabt, ob es am Festtag zu einer Begegnung zwischen dem Paten und dem Kind kommt oder nicht.
Der Termin für die Erstkommunion ist im liturgischen Kalender nicht festgelegt. Das Fest kann an einem beliebigen Sonn- oder Feiertag in der Osterzeit gefeiert werden. Die häufigsten Festtermine sind aber Christi Himmelfahrt und der Weiße Sonntag.[1763] Dieser Weiße Sonntag wird am 1. Sonntag nach Ostern gefeiert. An diesem Tag zogen in Rom die Täuflinge zum letzten Mal in ihren weißen Kleidern in die Kirche ein. Die Kommunionkinder sollten die formale Tradition der Täuflinge als „Bräute Christi” und „Engel” aufnehmen. Die Mädchen wurden dazu mit weißen Kleidern und Haarkränzen ausgestattet; die Buben wurden, parallel dazu als „Bräutigam”, in einen dunklen Anzug gekleidet. Während der Aufklärung und in der NS-Zeit wurde dieser Weiße Sonntag zu einem Tag des öffentlichen Glaubensbekenntnisses.[1764]
In vielen Pfarren wurde der Weiße Sonntag als traditioneller Festtag für die Erstkommunion von Christi Himmelfahrt abgelöst. Eine theologische Begründung, warum gerade dieses Fest gewählt wurde, lässt sich nicht finden. Möglicherweise spielte das Bemühen, zum Weißen Sonntag und der mit diesem Fest verbundenen Symbolik von Braut und Bräutigam, die für Kinder oft als wenig passend empfunden wurde, Abstand zu gewinnen und diesen Feiertag zu „entkrampfen”.[1765]
Die Feier der Erstkommunion, so wie wir sie heute kennen, ist noch sehr jung. Daher haben sich noch wenige Bräuche entwickeln können. Auch ist die kirchliche Sozialisation der Menschen stark im Abnehmen begriffen. Bei der Erstkommunion kommt es für viele Familien oft zur ersten Begegnung mit der Kirche seit der Taufe ihrer Kinder. Sie stehen daher manchen Gewohnheiten und Bräuchen, wie sie in den Pfarren verwurzelt sind, unsicher und hilflos gegenüber. Darauf muss in der Vorbereitung und in der Gestaltung des Festtages Rücksicht genommen werden. In vielen Pfarreien ist man daher auf der Suche nach Formen, die dieser Situation gerecht werden und auch offen, Neues zu probieren.
Als im 17. Jahrhundert die ersten Erstkommunionfeiern stattfanden, bekamen die Kinder für diesen Festtag ein neues Gewand. Dem Gedanken des schönen Tages und der „geistlichen Hochzeit” sollte bei dem Mädchen durch weiße Kleider, Schleier und Haarkränze Rechnung getragen werden. Die Buben erhielten zu diesem Fest meist ihren ersten Anzug.
Dieser Brauch führte oft zu einem übertriebenen Aufwand, der mehr und mehr die Gefahr in sich trug, den eigentlichen Inhalt des Festes zu überdecken.[1766] In vielen Pfarren ist man daher dazu übergegangen, für die Kommunionkinder weiße Kutten zur Verfügung zu stellen, die von den Eltern gegen einen kleinen Beitrag ausgeborgt werden können. Dadurch wird vermieden, dass sich die Kinder gegenseitig mit ihren Kleidern ausstechen; soziale Unterschiede werden – zumindest nach außen – ausgeglichen und der übertriebene Aufwand für Äußerlichkeiten auf ein vernünftiges Maß reduziert. Vom Brauch mit weißen Kleid und Haarkranz ist in vielen Gemeinden nur noch der Haarschmuck für die Mädchen übrig geblieben.
Früher wurde die Taufkerze zur Erstkommunion verwendet. Diese war meist mit einem schönen Kerzentuch verziert, das auch als Tropfenfänger für das Wachs diente. Die Tauferneuerung bildet einen wesentlichen Bestandteil der Erstkommunionfeier. Außerdem wird durch die Taufkerze die Verbindung von Taufe und Erstkommunion besonders hervorgehoben. Heute ist man allerdings in vielen Pfarren dazu übergegangen, Tischkerzen zu verwenden. Diese werden von den Kindern in den Gruppenstunden gemeinsam verziert und in die Kirche anstelle der Taufkerze mitgenommen. Diese Kerzen haben den Vorteil, dass sie – im Gegensatz zu den meist dünnen Taufkerzen – auch nachher beim gemeinsamen Mahl am Tisch brennen können und daheim sichtbarer aufbewahrt werden. Auch kommt dem gemeinsamen Verzieren der Kommunionkerze eine starke gemeinschaftsbildende Kraft zu.
Der Festtag selbst wird in den Pfarreien unterschiedlich begangen. In vielen ländlichen Gemeinden werden die Erstkommunionkinder von der Musikkapelle und den Vereinen in einer feierlichen Prozession in die Kirche begleitet. So wird dieser Tag zu einem Festtag für die ganze Pfarrgemeinde. In städtischen Pfarreien dagegen sind die Vereine seltener bei der Gestaltung dieses Festtages aktiv mit eingebunden. Meist gibt es auch keine große Prozession, sondern einen kurzen Einzug, der von der Schule in die Kirche führt.
Der Gottesdienst selbst muss dem Festtag angemessen gestaltet werden. In der Vergangenheit sang vielerorts der Kirchenchor. Heute ist es überwiegend der Brauch, dass die Kinder selbst den Gottesdienst mit Orff-Instrumenten und rhythmischen Liedern gestalten. Die Vorbereitung des Gottesdienstes wird in der Regel von den Religionslehrern und den Tischmüttern und -vätern übernommen. Nach dem Gottesdienst wird in fast allen Pfarren zu einer Jause eingeladen. Dieser Brauch hat seine Wurzeln in dem strengen Nüchternheitsgebot, das nach dem alten Kirchenrecht verpflichtend vorgeschrieben war. Das Nüchternheitsgebot sollte den Menschen bewusst machen, dass die Eucharistie keine gewöhnliche Speise ist und mit besonderer Ehrfurcht empfangen werden musste. Nach dem alten Recht durfte man vor dem Kommunionempfang von Mitternacht an nichts essen und trinken. Wenn man noch die weiten Wege bedenkt, die die Kinder zu Fuß bis zur Kirche zurücklegen mussten, war eine Kinderjause dringend geboten.[1767] Seit dem CIC (Codex Iuris Canonici) 1983[1768] wurden die strengen Nüchternheitsbestimmungen wesentlich gelockert. Im geltenden Recht wird der Zeitraum der Abstinenz auf eine Stunde vor dem Eucharistieempfang verkürzt. Alte Menschen, Kranke und deren Pflegepersonen sind von dieser Vorschrift ausgenommen.[1769]
Wenn auch vom Nüchternheitsgebot her heute diese Kinderjause nicht mehr unbedingt notwendig wäre, so soll dieser Brauch doch als Möglichkeit der Begegnung gepflegt werden. Organisiert wird dieser Brauch je nach Pfarrei unterschiedlich. In vielen Gemeinden erklären sich die Frauenbewegung oder die Trachtenfrauen bereit, die Kinder und oft auch die Eltern zum Frühstück einzuladen. In anderen Pfarreien bringen die Eltern Speisen und Getränke, die zu einem Büfett aufgebaut werden. Manche Pfarrgemeinden sind auch dazu übergegangen, alle Gottesdienstbesucher nach dem Gottesdienst zu einer kleinen Agape einzuladen oder dieses Erstkommunionfrühstück als Pfarrcafé zu gestalten.
Es ist weiters Brauch geworden, dass die Pfarrgemeinden ihren Erstkommunionkindern ein Geschenk machen. Meist werden hier Erinnerungsbilder, kleine Bronzekreuze oder ähnliche Gegenstände geschenkt.[1770] Auch Erstkommuniongeschenke weltlicher Art haben sich eingebürgert. Herbert Rauchenecker schreibt dazu: „Wer um die Zeit der Erstkommunionfeiern etwa in Mittelfranken eine Tageszeitung aufschlägt, sieht seitenweise Dankanzeigen für die Geschenke ...”.[1771] Wenn auch dieses überzogene Ausmaß an Geschenken bei uns (hoffentlich) noch eher die Ausnahme bildet, so sind hier doch auch Verschiebungen wahrzunehmen. Vom Spielzeug bis zum Goldschmuck, vom Rosenkranz bis zur Stereoanlage wird alles geschenkt. Frühere typische Firmgeschenke, wie Uhr oder Fahrrad, gibt es jetzt schon zur Erstkommunion.[1772] Dieses Thema sollte bei Elternabenden unbedingt angesprochen werden, um ungesunde Auswüchse bewusst zu machen und den Inhalt und Mittelpunkt des Festes nicht in den Hintergrund zu drängen.
Im Unterschied zu vielen anderen kirchlichen Festen, wo die Mitfeier der Gläubigen zurückgeht, wird die Einladung, zur Erstkommunion zu gehen, noch fast zu hundert Prozent angenommen. Das säkularisierte Umfeld und die fehlende kirchliche Sozialisation vieler Kinder bedeutet aber für alle, die sich bei der Vorbereitung der Erstkommunion und der Gestaltung des Festtages engagieren, eine große Herausforderung. Herbert Rauchenecker[1773] schreibt, dass heute vielerorts statt von der Erstkommunion ehrlicherweise eher von der „Beinahe-Letzt-Kommunion” gesprochen werden müsste. Die Tatsache, dass für viele Kinder die Erstkommunion oft für die nächsten Jahre der letzte Kontakt mit der katholischen Kirche ist, lässt Überlegungen wach werden, nicht automatisch alle Kinder einer Altersstufe zur Erstkommunion zu führen. In vielen Pfarreien wird versucht, die Vorbereitungsgruppen als Jungschargruppen weiterzuführen, um den Kontakt zur Gemeinde aufrecht zu erhalten.
Bei allen Versuchen und Ansätzen, dem Inhalt dieses Festes durch eine gute Vorbereitung und Gestaltung des Festtages gerecht zu werden, muss immer mitbedacht werden, dass die homogenen Gemeinden früherer Zeiten, wo das Leben in den kirchlichen Strukturen selbstverständlich war, von einem starken Individualismus und einer fortschreitenden Säkularisierung abgelöst wurden. Diesem Umstand muss bei der Vorbereitung und Feier kirchlicher Feste Rechnung getragen werden, um diese zu einem gelungenen und beglückenden Erlebnis werden zu lassen.
Verwendete Literatur
[Adam 1979] Adam, Adolf: Das Kirchenjahr mitfeiern. Seine Geschichte und Bedeutung nach der Liturgieerneuerung. Freiburg [u. a.] 1979.
[Adrian 1924] Adrian, Karl: Von Salzburger Sitt' und Brauch. Wien 1924 (Deutsche Hausbücherei 135/138).
[Andree-Eysn 1910] Andree-Eysn, Marie: Volkskundliches. Aus dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet. Brauschweig 1910.
[Becker-Huberti 1998] Becker-Huberti, Manfred: Feiern Feste Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr. Freiburg im Breisgau 1998.
[BergerK 1999] Berger, Kurt: Monstranz. In: Buchberger, Michael (Begr.); Kaspar, Walter (Hg.): Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 8. Freiburg im Breisgau [u. a.] 1999, Sp. 432.
[BergerR 1995] Berger, Rupert: Fahne. Liturgisch. In: Buchberger, Michael (Begr.); Kaspar, Walter (Hg.): Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 3. 3. Aufl. Freiburg im Breisgau [u. a.] 1995, Sp. 1154.
[Bieger 1995] Bieger, Eckhard: Das Kirchenjahr zum Nachschlagen: Entstehung – Bedeutung – Brauchtum. 3. Aufl. Kevelaer 1995.
[BraunJ 1973] Braun, Joseph: Das christliche Altargerät in seinem Sein und seiner Entwicklung. Hildesheim [u. a.] 1973.
[CIC 1983] Codex Iuris Canonici 1983. Lateinisch-deutsche Ausgabe. Luxemburg [u. a.] 1983.
[Eisenhofer 1932] Eisenhofer, Ludwig: Handbuch der katholischen Liturgik. Bd. 1. Freiburg im Breisgau 1932.
[Euler-Rolle 1993] Euler-Rolle, Andrea: Zwischen Aperschnalzen und Zwetschkenkrampus. Oberösterreichische Bräuche im Jahreskreis. Linz 1993.
[Felbecker 1995] Felbecker, Sabine: Die Prozession. Historische und systematische Untersuchungen zu einer liturgischen Ausdruckshandlung. Altenberge 1995.
[Gosebrink 1999] Gosebrink, Hildegard M.: Pelikan. Frömmigkeitsgeschichtlich. In: Buchberger, Michael (Begr.); Kaspar, Walter (Hg.): Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 8. 3. Aufl. Freiburg im Breisgau [u. a.] 1999, Sp. 14.
[GrossM 1993] Gross, Markus: Baldachin. In: Buchberger, Michael (Begr.); Kaspar, Walter (Hg.): Lexikon für Theologie und Kirche. Bd 1. 3. Aufl. Freiburg im Breisgau [u. a.] 1993, Sp. 1365.
[Heinz 1995] Heinz, Andreas: Fronleichnam. In: Buchberger, Michael (Begr.); Kaspar, Walter (Hg.): Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 4. 3. Aufl. Freiburg im Breisgau [u. a.] 1995, Sp. 172.
[Höpgen 1988] Höpgen, Peter: Kommunionerinnerungsbilder. Köln [u. a.] 1988.
[HutterE 2002] Hutter, Ernestine: Prangstangentragen in Bischofshofen. In: Salzburger Volkskultur 26 (2002) 1, S. 14–20.
[Kirchhoff 1990] Kirchhoff, Hermann: Christliches Brauchtum im Jahreskreis. München 1990.
[Mansi 1961] Mansi, Johannes Dominicus: Sacrorum Conciliorum Nova et Amplissima collectio. Vol. 23. Graz 1961.
[Rauchenecker 1985] Rauchenecker, Herbert: Lebendiges Brauchtum. Kirchliche Bräuche in der Gemeinde. München 1985.
[Rauchenecker 1989] Rauchenecker, Herbert: Mit Bräuchen leben. Alte und neue Formen christlichen Feierns. München 1989.
[Torsy 1972] Torsy, Jakob: Zur Verehrung der Eucharistie im Spätmittelalter. Eine Fronleichnamsprozession in Wittlaer im Jahre 1436. In: Bäumer, Remigius: Von Konstanz nach Trient. Beiträge zur Geschichte der Kirche von den Reformkonzilien bis zum Tridentinum. München [u. a.] 1972, S. 335–342.
[WolfHM 2000] Wolf, Helga Maria: Das neue Brauchbuch. Alte und junge Rituale für Lebensfreude und Lebenshilfe. Anhang: Burgenland spezial. Wien 2000.
[Wolfram 1964] Wolfram, Richard: Die Salzburger Prangstangen und ihre Verwandten. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 104 (1964), S. 271–299.
[Zinnburg 1977b] Zinnburg, Karl: Salzachschiffer und Schifferschützen von Laufen-Oberndorf. Salzburg 1977.
[1711] Vgl. [Heinz 1995].
[1712] [Kirchhoff 1990], S. 184.
[1713] Dieses Hochheben der konsekrierten Hostie wird mit dem theologischen Fachbegriff „Elevation” bezeichnet. Die Frömmigkeit der Gläubigen konzentrierte sich so sehr auf die Elevation, dass viele Menschen nur für diesen Augenblick zur Messe kamen. In manchen Städten waren sogar die Termine der Eucharistiefeiern aufeinander abgestimmt, um den Gläubigen möglichst oft die Teilnahme an der Elevation zu ermöglichen.
[1714] Um diese Wunderhostien haben sich zahlreiche Legenden gebildet. So sind zum Beispiel zahlreiche Legende über Hostien erhalten, die nach Bränden unversehrt gefunden wurden.
[1715] Vgl. [Bieger 1995], S. 170ff.
[1716] Vgl. [Felbecker 1995], S. 180–185.
[1717] Nach Eckhard Bieger ist der Vollmond Symbol für die Kirche.
[1718] Vgl. [Mansi 1961], S. 1077–1080.
[1719] In manchen Gegenden ist der Brauch eingeführt, von den Birken, mit denen die Prozessionswege geschmückt werden, Zweige mitzunehmen. Diese werden dann zu Kränzen gewunden und in den Herrgottswinkel gehängt. Von diesen „Kranzeln” erhofft man sich Segen und Schutz für Haus und Hof. Vgl. [Euler-Rolle 1993].
[1720] Diese Bezeichnung weist auf die theologische Verbindung mit dem Gründonnerstag hin, an dem traditionell die Büßer aus der Kirchenstrafe entlassen wurden. Vgl. [Felbecker 1995], S. 184ff.
[1721] Diese sind schon seit der römischen Antike bekannt.
[1722] Vgl. [Felbecker 1995], S. 194ff.
[1723] [Torsy 1972].
[1724] In Wien sind Fronleichnamsprozessionen seit dem Jahr 1334 überliefert. Rudolf der Stifter (1339 –1365) nahm selbst daran teil und verlangte, dass „der allerheiligste Gottsleichnam auf das Würdigste verehret werde.” Bei der Prozession wurden sämtliche Reliquien und Fahnen mitgetragen. Alle Priester und Ordensleute der Stadt und der Vorstädte waren zur Teilnahme verpflichtet. Vgl. [WolfHM 2000], S. 188.
[1726] Diese mondförmige Lunula muss im Zusammenhang mit der Vision der heiligen Juliana gesehen werden, der Mondscheibe mit einem schwarzen Fleck als Symbol für das fehlende Fronleichnamsfest erschienen war. Vgl. [Felbecker 1995], S. 249.
[1727] Vgl. [Eisenhofer 1932], S. 404ff.
[1728] Schon früh bildete sich die Legende, dass der Pelikan seine Jungen mit dem Blut aus seiner geöffneten Brust tränkt, um sie vor dem Hungertod zu bewahren. So wurde der Pelikan zu einem Symbol der Liebe Christi zu den Menschen. Diese Legende hat ihre Wurzeln in der besonderen Methode, mit der der Pelikan seine Jungen füttert. Er stemmt seinen Schnabel auf die Brust und würgt so Fische aus dem Kehlsack hervor, die er an seine Jungen verfüttert. Vgl. [Gosebrink 1999], Sp. 14; vgl. den Fronleichnamshymnus des heiligen Thomas von Aquin (Gotteslob 505), der dieses Bild ebenfalls verarbeitet hat.
[1729] Eines dieses seltenen Beispiele ist in der Salzburger Franziskanerkirche zu finden. Es handelt sich um eine Sonnenmonstranz, bei der der Behälter für die Hostie mit der Wurzel Jesse umrankt ist. Die Ahnen Jesu sind aber durch franziskanische Ordensheilige ersetzt. Vgl. [BraunJ 1973], S. 410.
[1730] Vgl. [BergerK 1999].
[1731] Vgl. [Felbecker 1995], S. 260–264; [GrossM 1993].
[1732] Diese Bezeichnung stammt aus dem Spätmittelalter und bezieht sich auf Bagdad, der Herkunftsstadt der verwendeten Seidenstoffe. Ursprünglich wurde der Baldachin als Schutz vor Sonne oder Regen eingesetzt. Bald aber wurde dieser Schirm als ein Zeichen der Ehrerbietung interpretiert.
[1733] Dass stets nur Männer für diese Aufgabe ausgewählt wurden, erklärt Sabine Felbecker mit traditionellen Reinheitskonzepten. Vgl. [Felbecker 1995].
[1734] z. B. Vereins- und Bruderschaftsfahnen.
[1737] Zu Sonnwend in Zederhaus und am Gedenktag von Peter und Paul in Muhr.
[1738] Richard Wolfram nennt in seinem Aufsatz auch noch den Ort Mitterberghütten. In der neueren Literatur ist aber nachzulesen, dass Mitterberghütten seine Prangstange für die Fronleichnamsprozession von Bischofshofen beistellt. Vgl. [Wolfram 1964]; vgl. [HutterE 2002], S. 14.
[1739] Peter und Paul und die Johannesprozession. [Andree-Eysn 1910], S. 95–98.
[1740] In Werfen, Werfenweng und Mühlbach werden bei der Fronleichnamsprozession vier Stangen mitgetragen, in Hüttau sechs Stangen, in Bischofshofen sieben und in Pfarrwerfen acht Prangstangen.
[1741] [Wolfram 1964], S. 271.
[1742] Vgl. [Heinz 1995].
[1743] Im Lungau trugen die Prangstangen auch den Beinamen „Reifstangen”.
[1744] [HutterE 2002], S. 17.
[1745] [HutterE 2002], S. 14–20.
[1746] Vgl. [Adrian 1924], S. 136ff.
[1747] Nach Richard Wolfram kommt der erwachsenen, unverheirateten Jugend im Brauchtum eine besondere Bedeutung zu. Hier wird nicht nur dem Kräfteüberschuss und Bewegungsdrang junger Menschen Rechnung getragen. Im Volksglauben ist auch fest die Auffassung verwurzelt, dass Handlungen, die eine besondere Wirkung erzielen so von Unverheirateten ausgeführt werden müssen. Vgl. [Wolfram 1964].
[1748] [HutterE 2002], S. 14.
[1749] Nach Auskunft des Pfarrers von Bischofshofen, Andreas Radauer, war ursprünglich nur die Stange von Vorderbuchberg mit Blumen gebunden. Die Stangen der übrigen Rotten haben erst Mitte der 60er Jahre Blumengebinde erhalten.
[1750] So werden Bäume bezeichnet, die vom Blitz getroffen wurden und von selbst dürr werden.
[1751] [HutterE 2002], S. 15.
[1752] [HutterE 2002], S. 15. Um die Blumen länger frisch zu halten, wurden sie ursprünglich einfach ins Gras gelegt. Heute ist wegen der zunehmenden Schneckenplage diese einfache Methode nicht mehr anwendbar. Die Blumenkränze können nicht mehr auf der Erde aufbewahrt werden und müssen mit Gießkanne oder Schlauch gegossen werden. – Ernestine Hutter beschreibt auch genau, welche Blumen für die einzelnen Bänder verwendet werden: Das gelbe Band wird aus Gelbem Klee und dem so genannten „Frauenschuchei” gebunden, das weiße aus Margeriten und Giersch. Für das rote Band wird herkömmlich der Klee verwendet, in den letzten Jahren Blütenblätter der Pfingstrose bzw. Wandrose. Das blaue Band besteht entweder aus Enzianen, ersatzweise auch aus dem breitblättrigen Knabenkraut oder der Witwenblume. Manchmal werden auch aus dem Flachgau Kornblumen „importiert”. Für das grüne Band verwenden die Pongauer Bauern Buchs oder Frauenmantel, seltener Labkraut oder Heidelbeerlaub.
[1753] [Felbecker 1995], S. 254ff.
[1754] Vgl. Lk 12, 27–29, wo die Schönheit der Lilien des Feldes über jene der Gewänder von König Salomo gestellt wird.
[1755] [Euler-Rolle 1993], S. 76. So hat zum Beispiel in Hallstatt die Saline 1628 das Patronat über die Fronleichnamsprozession übernommen. In Hallstatt werden die zweite und die dritte Station auf dem See gehalten. Die Boote fahren soweit auf den See hinaus, bis der Salzberg, der ehemals die wichtigste, wirtschaftliche Grundlage war, sichtbar wird. In einer eigenen Fürbitte wird um den Segen Gottes für die wirtschaftliche Existenz gebeten. Die dritte Station wird in der Nähe des einstigen Sudhauses gehalten. Dort wird der Segen für die Bergleute und Arbeiter und seit 1968 auch für die Beschäftigten im Fremdenverkehr erbeten. – Auch für die Salzschiffer von Oberndorf galt Fronleichnam seit alter Zeit als hoher Festtag.
[1756] Vgl. [Zinnburg 1977b], S. 228–232; [Adrian 1924], S. 135.
[1757] [Zinnburg 1977b], S. 281.
[1758] Die Athener schleuderten an bestimmten Tagen Kuchen in die Kephiosquelle, die Spartaner warfen Kränze in den Fluss Eurotas. – Auch in der Stadt Rothenburg am Neckar gab es den Brauch, einmal im Jahr einen Laib Brot in den Neckar zu werfen.
[1759] Vgl. [Zinnburg 1977b], S. 231.
[1760] Vgl. [Bieger 1995], S. 312, 333.
[1761] [Rauchenecker 1985], S. 31.
[1762] Vgl. [WolfHM 2000], S. 170.
[1763] 1661 wurde der Weiße Sonntag als Tag für die Erstkommunion in München festgesetzt, 1673 in Luzern, 1678 in Schlettstadt. Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieser Sonntag allgemein als Tag der Erstkommunion festgesetzt. Diese Regelung ist aber heute nicht mehr bindend. Vgl. [Becker-Huberti 1998], S. 323.
[1764] [Becker-Huberti 1998], S. 32.
[1765] [Becker-Huberti 1998], S. 32.
[1766] Vgl. [Höpgen 1988], S. 4: „... Erst das ermöglicht die soziale Konkurrenz – wer trägt das beste Kleid? Wer hat die schönsten, die meisten Andenkenzettel? Wer empfängt die meisten und teuersten Geschenke? – und die Entdeckung der Erstkommunion als Anlass der Repräsentation. Erstkommunion als Schenkanlass wird ökonomischer Faktor.“
[1767] Vgl. [WolfHM 2000], S. 170.
[1768] CIC steht für Codex Iuris Canonici und bezeichnet das geltende Gesetzbuch der katholischen Kirche. Der CIC ist seit 1983 in Kraft.
[1769] Can. 919 CIC 1983.
[1770] Vgl. [Rauchenecker 1989], S. 146.
[1771] [Rauchenecker 1985], S. 33.
[1772] [WolfHM 2000], S. 171.
[1773] [Rauchenecker 1989], S. 34.