Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wurde die bis dahin vom Ständestaat und seiner politisierten christlichen Ethik dominierte Bevölkerung von einem völlig neuen Feiertagssystem überrollt und nicht alle ideologischen Interpretationen dazu konnten sofort nachvollzogen werden.[2757] Während sich im Deutschen Reich unter der nationalsozialistischen Herrschaft die neue nationalsozialistische Tradition langsam über die alten Strukturen der öffentlichen Festkultur schob, Teile davon aufnahm oder unterdrückte, stand man in Österreich vor dem Problem einer nicht mitvollzogenen „Invented Tradition”. Österreich hatte die Entwicklung in Deutschland nur als Zaungast miterlebt und konnte sich daher 1938 nicht mit der in Deutschland schon Mitte der dreißiger Jahre vollzogenen Etablierung, Legitimierung und Sozialisation des neuen Typus auseinander setzen.[2758] Der abrupte Wechsel zu einem in Deutschland seit 1937 weitgehend standardisierten und formalisierten Fest- und Feiertagskalender[2759] vollzog sich in Österreich daher weitgehend ohne die sofortige Internalisierung der neuen ideologischen Denkmuster und des nationalsozialistischen Bewusstseins.[2760]
Vorrangiges Ziel der Propaganda war es, alle Feiern denselben Grundstrukturen zu unterwerfen, wie sie im Altreich bereits verfestigt waren. Nun, wo Österreich Teil des Deutschen Reiches war, kümmerte sich ein dichtes Netz aus staatlichen und parteilichen Stellen ständig um die optimale propagandistische Umsetzung der nationalsozialistischen Politik auf den Feiern. Verordnungen, Richtlinien und Vorschläge, die durch das Reichspropagandaministerium, die Reichspropagandaleitung, die Reichskulturkammer sowie die nachgeschalteten parteilichen Organisationen verbreitet wurden, sollte dies gewährleisten.
Doch wie so oft im Dritten Reich gab es auch hier Kompetenzstreitigkeiten. Die fehlende Bereitschaft bzw. das Unvermögen Hitlers, die Verhältnisse zwischen Partei und Staat einheitlich zu regeln, führte nicht selten zu einem „administrativen Chaos”.[2761] Zu Überschneidungen kam es vor allem zwischen dem Einflussbereich von Joseph Goebbels (Reichspropagandaleiter/Minister für Volksaufklärung und Propaganda), Robert Ley (Reichsorganisationsleiter, Reichsschulungsleiter, Reichspersonalleiter, weiters unterstanden ihm die DAF und das Amt für Feierabend der NS-Gemeinschaft KdF) und Alfred Rosenberg (Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP).[2762] Erst im Mai 1942 konnte dieses mehrdimensionale Chaos durch eine Anordnung geregelt werden. Die Verantwortung für die Feiergestaltung blieb bei Goebbels (Feiern im Jahreslauf, öffentliche Feierstunden, Morgen-/Abendfeiern, Gau-, Kreis- und Ortsgruppentage) und Rosenberg (Lebensfeiern, Weltanschauliche Feierstunden innerhalb der Schulung). Leys Einfluss wurde hingegen auf Hilfsdienste seiner Gliederungen beschränkt.[2763]
Das eigentliche nationalsozialistische Ziel, nämlich einen rein politischen Kalender zu schaffen, konnte im Deutschen Reich nicht durchgesetzt werden. Es gelang nicht einmal eine einheitliche Feiertagsregelung für das gesamte Reichsgebiet zu erzielen.[2764] Von Anfang an musste sich das nationalsozialistische Regime mit den bestehenden staatlichen und kirchlichen Feiertagstraditionen arrangieren.[2765] Feiertagsgesetzgebung zugunsten eines entkonfessionalisierten, offiziellen Feiertagskalenders scheiterten an den gegensätzlichen Lobbys der Partei, der kirchlichen Kreise, der Wirtschaft und zum Teil auch der Bevölkerung, vor allem der Bauernschaft, die oft gegensätzliche Interessen verfolgten. Durch das Hinauszögern der endgültigen Neuordnung kam es aufgrund des Zusammenbruches des Dritten Reiches zu keiner Gesetzesnovellierung. Für die „Ostmark” bedeutete diese nicht durchgesetzte bürokratische Absicht, dass sie nur teilweise eine nationalsozialistische Feiertagsordnung per Gesetz erhielt.
Die aus dem Ständestaat herrührende Feiertagsordnung mit vielen kirchlichen Feiertagen hatte, abgesehen von kurzfristig erlassenen Verordnungen, formalen Fortbestand.[2766] Auch der 1. Mai blieb im angeschlossenen Österreich nach Verordnung der österreichischen Bundesregierung von 1934 ein Gedenktag an die Proklamation der ständestaatlichen Verfassung von 1934,[2767] auch wenn er als „nationaler Feiertag des deutschen Volkes” nach nationalsozialistischer Tradition begangen wurde.[2768] Dieses seltsame Nebeneinander von nationalsozialistischer Feier und ständestaatlicher Gesetzgebung für den 1. Mai wurde erst mit einer Verordnung im April 1940 beigelegt, als in den Reichsgauen der „Ostmark” der „nationale Feiertag des Deutschen Volkes” eingeführt wurde.[2769]
Bedeutend früher, nämlich im Februar 1939, kam es zur Einführung des Gedenktages für die Gefallenen der Bewegung (9. November) als nationalem Feiertag, zeitgleich mit dem Altreich, und der Einführung des Heldengedenktages bzw. der Verlegung desselben für das Altreich auf den 16. März.[2770] Dieser 16. März sollte mehrere Momente der nationalsozialistischen Erinnerungspolitik in sich vereinen. Mit der Verlegung auf den 16. März bzw. sofern dieser Tag auf keinen Sonntag fiel, auf den vorangehenden Sonntag, wurde die alte konfessionelle Bindung des Heldengedenktages verlassen. Nicht mehr der fünfte Sonntag vor Ostern (Sonntag Reminiszere) sollte den Tag bestimmen, vielmehr sollte der Tag sollte an die „Wiedereinführung der Wehrpflicht” (16. 3. 1935) und an die „Heimkehr der Ostmark in das Reich” (März 1938) erinnern.
Alle anderen Eingriffe in das Feiertagssystem wurden aufgrund des Krieges vorgenommen. Dies betraf allerdings nur die kirchlichen Feiertage, die auf die Sonntage davor oder danach verschoben wurden. Begründungen dafür lieferte vor allem die kriegsnotwendige Produktion. So wurde der Fronleichnamstag 1940 „mit Rücksicht auf die dringende Kohlenförderung und die sonstigen Produktionsmöglichkeiten” auf Sonntag 26. Mai vorverlegt.[2771] Ähnlich erging es auch in den darauf folgenden Jahren dem Himmelfahrtstag, dem Bußtag oder dem Reformationstag. Diese einzelnen jährlich erlassenen Verordnungen wurden 1941 in der „Verordnung über die Handhabung des Feiertagsrechtes während des Krieges” einheitlich geregelt, um Unzulänglichkeiten in der Umsetzung zu vermeiden. In § 1 wurde bestimmt: „Soweit der Himmelfahrtstag, der Fronleichnamstag, das Reformationsfest und der Bußtag auf einen Wochentag fallen, werden sie für die Dauer des Krieges als staatliche Feiertage im Sinn reichs- und landwirtschaftlicher Vorschriften auf einen Sonntag verlegt, und zwar: Der Himmelfahrtstag, der Fronleichnamstag und das Reformationsfest auf den nachfolgenden Sonntag, der Bußtag auf den vorangehenden Sonntag."[2772]
Für Salzburg kam es zudem für die Dauer des Krieges zur Streichung des 6. Jänner (Dreikönigstag), des 29. Juni (Peter und Paul), des 15. August (Maria Himmelfahrt), des 1. November (Allerheiligen) und des 8. Dezember (Maria Empfängnis).[2773] Der Landesfeiertag (Rupertitag) war bereits 1939 zum normalen Arbeitstag erklärt worden.[2774] Nationale Feiertage blieben von diesen Sonderregelungen verschont. Einzig die staatliche und parteiliche Repräsentation wurde zurückgenommen. Zur Verlegung eines nationalen Feiertages kam es allerdings nur am 1. Mai 1942. Aufgrund einer terminlichen Kollision entschied man, den „nationalen Feiertag des Deutschen Volkes” auf den 2. Mai zu verlegen.[2775] Erst mit dem Gesetz vom 7. August 1945 kehrte die Republik Österreich zu einem entpolitisierten Feiertagskalender zurück. Der 1. Jänner, der Ostermontag, der 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam, der 15. August, der 1. November, 25. und 26. Dezember wurden zu Feiertagen erklärt.[2776]
Lynn Hunt und Maria Ozouf zeigen in ihren wichtigen Arbeiten über die Französische Revolution auf, dass es bei säkularisierten, politischen Festen nicht nur um den sozialen Gehalt oder die politische Manipulation geht, sondern auch um rituelle Funktionen sowie die künstliche Konstruktion von symbolischen Ausdrucksformen mit politischer Bedeutung.[2777] Zu einer ähnlichen Erkenntnis, wenn auch nicht auf ein politisches Fest bezogen, gelangte der italienische Ethnologe Vittorio Lanternari, der in seiner allgemeinen Fest-Theorie vier Konstanten des Festes benannte: Geselligkeit, Ritualität, Teilnahme und vorübergehende symbolische Aufhebung der Ordnung.[2778]
Wo sind nun diese Komponenten in der nationalsozialistischen Feierkultur zu suchen? Verlässt man die Makroebene mit seinen Massenveranstaltungen am 9. November in München, am 30. Jänner oder am 1. Mai in Berlin oder am Reichsparteitag in Nürnberg, und dringt auf Gauebene in das nationalsozialistische Feiertags- und Festgeschehen ein, so zeigt sich jene Dimension des nationalsozialistischen Alltags, der im direkten Lebenszusammenhang der Bevölkerung stand. Die Umsetzung der Parteivorgaben musste zwangsläufig etwas anders ausfallen und sich an den lokalen Begebenheiten orientieren, um das propagandistische Ziel nicht durch krasse Mentalitätsbrüche zunichte zu machen.
(a) Geselligkeit: Im nationalsozialistischen Festkosmos spielte die natürliche Geselligkeit der Menschen eine sehr untergeordnete Rolle, da sie zwangsläufig durch die starke Lenkung und deren Starrheit blockiert wurde. Die politische Feier diente aber, in einer Zeit als die Unterhaltungsmedien vor allem im ländlichen Bereich noch am Anfang ihres glorreichen Aufstieges standen, als Treffpunkt der Geselligkeit. Nicht selten wurde dieses unliebsame Element, nach dem man – auch in Salzburg – auf den nationalsozialistischen Veranstaltungen suchte, nur zum akzeptierten, aber unliebsamen Nebeneffekt. So gab es einen Gegensatz zwischen der parteilichen Inszenierung und den Bedürfnissen der Bevölkerung. 1942 wurde etwa im Gau Salzburg das gesellige Verhalten auf einer öffentlichen Veranstaltung mit vorangestellter Heldenehrung als „Unsitte” missbilligt, da die Geselligkeit den Ritus überwucherte: „Diese Art der Heldenehrung wird als Herabwürdigung der Gefallenen empfunden, wenn die Volksgenossen vor ihren Bieren und womöglich mit ihrer Virginia im Mund den toten Helden gedenken.”[2779]
Eigentlich wurde im Nationalsozialismus die Geselligkeit als Gegenpol zur verlangten Disziplin vom offiziellen Teil ausgeschlossen. Geselligkeit hatte erst nach dem offiziellen Festakt Platz und wurde dort aber bewusst zur Befriedigung des kollektiven Bedürfnisses eingesetzt, damit die Partizipation der „Masse” bestehen blieb.[2780] Sie wurde somit aber auch missbraucht, um die eigenen politischen Ideen in einer für die TeilnehmerInnen angenehmen Atmosphäre aus Ritus und Ausgelassenheit transportieren zu können. Das was Siegfried Zelnhefer für den Reichsparteitag konstatierte, galt auch für andere nationalsozialistische Feiertage: „Marschmusik, eingängige Melodien, Parteilieder betonten neben dem unverbindlichen Unterhaltungseffekt auch die Möglichkeit, der Partei eine Identität nach innen wie nach außen zu verschaffen. Musikkapellen im braunen Ornat vermittelten nicht nur ein freundliches Bild der Organisation, sondern halfen mit, Parteigenossen wie Unentschlossene emotional einzustimmen, bei der Stange zu halten oder zumindest neugierig zu machen. Letztlich war die ‚Show' auch dazu angetan, unpolitische Augenblicksalternative zu bieten, die niemand stören konnte.”[2781]
Die künstliche nationalsozialistische Gemütlichkeit aus Fahnen, Uniformen, Musik etc., die das gesellige Element anzog, war allerdings nur die naive Dekoration der Macht und der eigentlich auf politischen Festen verfolgten Ziele.[2782] Die Geselligkeit fungierte als Köder für einen hohen Grad der Partizipation. Dies kann man bei vielen Gelegenheiten des NS-Festjahres ausmachen, besonders deutlich vielleicht am 1. Mai in der Stadt Salzburg, wo man nach dem politischen Festakt zu gemütlichen Volksfesten in Gasthäuser und Parkanlagen lud.[2783] Auch in Tamsweg griff man auf ein Volksfest zurück, als man im Jahr 1942 wieder im ganzen Deutschen Reich begann, Erntedankfeiern zu forcieren und erreichte aus der Kombination von politischem Fest mit einem Volksfest großen Zuspruch.[2784] Die Volksweihnacht mit der Bewirtung und öffentlichen Bescherung von Volksgenossen setzte ebenfalls auf die Geselligkeit als anthropologische Konstante.[2785]
(b) Ritualität: Die Ritualität des nationalsozialistischen Festes bestand in pseudoreligiösen Praktiken, die im Extremfall sogar den Anspruch erhoben, die Amtskirchen zu ersetzen. Die katholische Kirche galt daher in Österreich als harte Konkurrentin für die nationalsozialistische Partei, da sie ebenfalls in der Lage war, die breite Masse zu mobilisieren und nicht selten über eine Ritualität verfügte, von der die NSDAP trotz vehementer Versuche der Vereinheitlichung und Gleichschaltung noch weit entfernt war.[2786] Es zeigte sich, dass die Bevölkerung nicht eine bürokratisierte Feiertagsreligion suchte, wie sie Rosenberg unter Vereinnahmung des Göttlichen zu konzipieren versuchte, sondern dass es die spektakuläre politische Selbstdarstellung eines Goebbels war, die es vermochte, das Volk zu mobilisieren.[2787]
Die nationalsozialistische Ritualität baute vor allem auf eine Kombination aus rituellen Handlungen und der Konsekrierung von historischen Ereignissen, die zu einer nationalsozialistischen Heilsgeschichte umstilisiert wurden. Es dominierten dabei die wichtigsten Momente auf dem Weg zur politischen Macht. Ähnlich der christlichen Liturgik, die im Kirchenjahr die wichtigsten Momente des Leidensweges Christi aufzeigt, wurde eine politische Mystik um die Parteigeschichte der NSDAP gebaut. Jene Feiern, von denen man sich eine positive Auswirkung auf die Bevölkerung versprach, wurden dann dementsprechend inszeniert, mit Hitler an der Spitze, als er einsame Hohepriester der Bewegung.
So galt der 24. Februar 1920, der Tag der Verkündung des Parteiprogramms der NSDAP, als Anfang der Bewegung. Jedoch wurde die Feier, die sich im Dritten Reich alljährlich im Münchner Hofbräuhaus wiederholte, nicht als Massenveranstaltung inszeniert, sondern lebte von der „familiären Atmosphäre” der zur Feier geladenen „Alten Garde”.[2788] Der 24. Februar besaß für die breite Öffentlichkeit allerdings keine unmittelbare Bezugskraft, weshalb auch die parteiinternen Gedenkstunden in die Bedeutungslosigkeit sanken. Erst im Krieg ab 1942 setzte man wieder zur Stärkung der Moral auf den „Parteigründungstag” und er wurde nach einheitlichen Vorgaben als Morgenfeier im ganzen Reichsgebiet begangen.[2789] Ähnlich unbedeutend für die „Ostmark”, aufgrund des ebenso schwachen Bezuges, war der 30. Jänner („Tag der Machtergreifung”) der an 1933 erinnerte.
Für weit brauchbarer für eine emotionale Beeinflussung der Bevölkerung wurde offensichtlich der 9. November gehalten. Der „Tag der Blutzeugen der Bewegung”, der an den nationalsozialistischen Putschversuch von 1923 in München erinnern sollte, wurde 1939 sogar zum nationalen Feiertag erhoben.[2790] Ritueller Höhepunkt des 9. Novembers war sicherlich der Gedenkmarsch zur Feldherrnhalle in München, der als nationalsozialistisches Mysterienspiel inszeniert wurde.[2791] Neben den imposanten Großveranstaltungen in München fanden im ganzen Deutschen Reich Feierstunden in den politischen Kreisen statt.[2792] Im Krieg mutierte der Feiertag, eigentlich für die Parteimärtyrer freigehalten, zum Gedenktag für alle Gefallenen, auch der des Ersten Weltkrieges. Dies gestaltete sich aufgrund der terminlichen Nähe zu Allerheiligen und dem Totensonntag als relativ einfach,[2793] man kämpfte allerdings wieder mit der Kirche um die Vormachtstellung im Bereich der Totenehrung. Die auf lokaler Ebene veranstalteten Feiern der Partei sollten nicht den Charakter von Trauerveranstaltungen haben, sondern vielmehr betonen, dass „der Geist und das Erbe” der Toten immer weiterleben würde.[2794] Die Ritualität an diesem Tag lebte daher von den festgelegten Regeln der nationalsozialistischen Totenehrung, die im Kollektiv der Volksgemeinschaft begangen werden sollte. Neben der Kranzniederlegung an den Heldengedenkstätten, dem Besuch und der Ausschmückung der Gräber waren es vor allem die in geschlossenen Räumen stattfindenden Feierlichkeiten, die der Gemeinschaft neue Kraft und Zuversicht geben sollten. Denn durch den Tod, die Selbstaufgabe für die Gemeinschaft, wurden die Gefallenen in der nationalsozialistischen Interpretation zu den glänzenden Vorbildern der den Individualismus ablehnenden und das Kollektiv zelebrierenden Ideologie der NSDAP.
Rituell-liturgische Handlungen auf politischen Festen, und seien diese noch so klein, schaffen es, eine Brücke zu schlagen zwischen sozialem Handeln in der pseudo-religiösen Situation und der Verinnerlichung von Ideen, Anforderungen und Weltordnungen.[2795] Clifford Geertz geht davon aus, dass die Zeremonie jener Ort ist, „an dem die Stimmung und die Motivation, die die religiösen Symbole in den Menschen hervorrufen, und die allgemeinen Vorstellungen von Seinsordnung, die sie für die Menschen ausdrücken, zusammentreffen und sich gegenseitig verstärken.” Nach Geertz würde im Ritual die reale und imaginierte Welt verschmelzen und zu einer werden, was zu einer veränderten Wahrnehmung der Menschen führen würde.[2796]
Die wohl stärksten Rituale, die von den Nationalsozialisten eingesetzt wurden, waren das gemeinsame Marschieren, das nicht nur die Marschierenden nach innen stärkte, sondern auch eine Anziehungskraft nach außen ausübte.[2797] Aber auch weihevoll inszenierte Handlungen wie Festreden, Überreichungen von Auszeichnungen, Fahnenhissungen, gemeinsames Absingen von Hymnen etc. konnten den für die NSDAP brauchbaren Effekt der Verschmelzung von Mythos und Realität erzeugen, vor allem deshalb, weil die Partei die Denkrichtung innerhalb dieser politischen Religion vorgab. Karl Seibold erkannte 1937 diese rituellen Momente als optimale Hilfsmittel, um die Ideologisierung in der Bevölkerung voranzutreiben: „Die Aufmärsche, der Rhythmus der Trommeln und der Ruf der Fanfaren, die Marschgesänge der SA., die Erhebung der Herzen durch die zündenden Worte der Formationsführer, die feierliche Verpflichtung im Anruf des Führers und das abschließende Bekenntnis des Volkes in den Nationalliedern wurde in jenen heilen Stunden als Feiermittel einer neuen Zeit geboren, das heißt aus dem Lebensrhythmus der Formationen und der Spann- und Schlagkraft unserer Idee hineingetragen ins Volk.”[2798]
(c) Teilnahme: Die Teilnahme am politischen Fest ist sehr stark vom politischen System sowie von der Einstellung der TeilnehmerIn gegenüber diesem abhängig. Die Freiwilligkeit an einem politischen Fest teilzunehmen, fördert mitunter die Geselligkeit, da die Motivation höher liegt als bei Zwang. In einer Diktatur wie dem Nationalsozialismus findet man jedoch häufig die unfreiwillige oder zumindest die halbunfreiwillige Teilnahme, nämlich dann, wenn die soziale Kontrolle die Partizipation an politischen Veranstaltungen mitbestimmt. In einer Gesellschaft, die sich über Ausschluss definierte, war es umso wichtiger, zur In-Group zu gehören. Auf den Festen konnte man diese Zugehörigkeit durch die bloße Teilnahme oder durch die gesteigerte Form, nämlich die Akzeptanz der parteilichen Konventionen und Codes, die oft normativen Charakter hatten, zeigen (u.a. Hitlerguß, Uniform etc.). Oft sind es aber auch andere Gründe, die als Triebkraft für eine Teilnahme an einem politischen Fest verantwortlich waren (Sensationsgier, pure Unterhaltungslust, Opportunismus, Langeweile etc.)[2799]
Als Kernelement der Partizipation auf nationalsozialistischen Veranstaltungen muss die aktive Teilnahme angesehen werden. Damit ist die Aufhebung der Passivität des Publikums gemeint. Durch eine Integration des Volkes in die politische Inszenierung, in den kollektiven Ritus, erlangte jedes Individuum das Gefühl des direkten Handelns in einer politischen Situation. Das tatsächliche politische Ohnmachtgefühl konnte dadurch, auch in großen Massen, scheinbar überwunden werden. Somit beanspruchte der Nationalsozialismus für sich eine „liturgische Masse”.[2800] Die Zelebranten, deren gemeinsame Form eine gleich bleibende, beliebig wiederholbare, genormte Masse bildete, konnten nach den Vorstellungen der Partei dirigiert werden.
Die Mobilisierung war daher eines der Hauptprobleme. Denn nur wenn die gesamte Bevölkerung an den nationalsozialistischen Feiern teilnahm, konnte das eigentliche Ziel einer Beeinflussung erreicht werden. Im März 1938, als Österreich jubelte, schien diese Stimmung über Monate hinweg zu halten. Ernst Hanisch spricht vom „Volksfest in Permanenz”, das dann zusätzlich durch die inszenierten Spektakel zur Volksabstimmung am 10. April 1938 veranstaltet wurde.[2801] Aufmärsche, Großkundgebungen und Staatsbesuche der deutschen Minister überschwemmten Österreich, dessen Bevölkerung kaum noch Zeit zur Reflexion fand.[2802] Die Stimmung im Frühjahr 1938, die „sexuelle Vibration einer kollektiven Erregung”,[2803] übertrug sich in einer geradlinigen Welle auf mehr oder weniger alle großen Feierlichkeiten. Die Partizipation war daher im ersten Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich groß und dürfte vom Anschlusssog profitiert haben. Doch bereits 1939 setzte eine Veralltäglichung der Festkultur ein, die Anziehung ließ nach und die Reflexion setzte ein. So zeigte sich etwa die bäuerliche Bevölkerung in Oberösterreich nicht mehr sonderlich vom 1. Mai angesprochen, den sie eher der Arbeiterschaft überlassen wollte.[2804]
In Salzburg findet man vor allem in den vierziger Jahren, als die starren Schemata der politischen Feste, die meist auf Reißbrettern in Berlin oder München entstanden, verlassen wurden, neue Wege, um die Bevölkerung zu mobilisieren.[2805] So veranstaltete man im Landkreis Tamsweg ein geschickt inszeniertes Erntedankfest, dessen Angebot angenommen wurde: „ [...] es war erfreulich festzustellen, mit welch unwiderstehlicher Anziehungskraft heute noch das alte Volksbrauchtum die Bauern selbst von den entlegensten Berghöfen anzog. Es wurde somit erreicht, dass Volksgenossen, die bisher alles, was mit der Partei nur irgendwie zusammenhing, ängstlich mieden, da waren, und vielfach nach Schluß der Feier in begeisterten Worten über das Erntedankfest und alles, was sie dabei gesehen und gehört hatten, sprachen. Wie wichtig gerade die Brauchtums- und Volkspflege auch im Kampf gegen den konfessionellen Gegner ist, hat die Erntefeier im Landkreis Tamsweg (Lungau) gezeigt, wo in vielen Orten die Bauern nicht zur Kirche gingen und lieber den oft Stunden weiten Weg nach Tamsweg zurücklegten, um zum Erntedankfest zurecht zu kommen.”[2806]
(d) Vorübergehende symbolische Aufhebung der Ordnung: Das soziale Leben wird durch verschiedene Phasen geprägt. Die zeitliche Rhythmik spielt dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Je nach Entwicklungsstand der Kultur werden Feste in einen temporären Rahmen gefügt. Diese so entstehende Einteilung hängt stark mit der Positionierung einzelner Lebensbereiche der Gesellschaft zusammen. Feste markieren in diesem Lauf die Höhepunkte.[2807]
Der Rhythmus der politischen Feste erwächst aus der „Tiefe der Ideologie”. Ideologie und Kulturgemeinschaft bilden die Wurzeln, aus denen sich das politische Fest individualisiert.[2808] Das nationalsozialistische Regime baute seine Festkultur in ein System der christlichen Traditionen ein, indem es die eigenen parteilichen Feste (30. Jänner, 24. Februar, 9. November, 20. April) zusätzlich mit traditionellen und bereits bestehenden Feiertagen (1. Mai, Erntedank, Volkstrauertag, Weihnachten etc.), die politisch umgedeutet und ideologisiert wurden, vermischte. Durch die so geschaffene künstliche Zeit („soziale Zeit”), die einerseits die natürliche Zeit („physikalische Zeit”) außer Kraft setzte und andererseits das Eigentliche, im Nationalsozialismus eben die politischen Werte und Zielvorgaben (Volksgemeinschaft, Opferbereitschaft, Heldentum etc.), durch die zeitliche Wiederkehr ins Zentrum des Bewusstseins rückte,[2809] kam es zur Aufhebung der Ordnung, zu einem Aussetzen des Alltags im Fest.
Wenn man das Fest als Aufhebung des Alltags versteht, so gilt der Krieg als „totales Fest” – das totale Moratorium des Alltags (Manès Sperber).[2810] So antagonistisch der Krieg als „Fest” erscheint, so deutlich zeigt sich die philosophische Überlegung in der lebensweltlichen Realität der vierziger Jahre, als der Zweite Weltkrieg nach und nach die Daseinsberechtigung der Feste nahm, den Alltag ersetzte und die Ordnung aufhob. In der von Ernst Langthaler erstellten Statistik der öffentlichen Veranstaltungen der NSDAP und der ihr angeschlossenen Organisationen zwischen 1938 und 1945 in Frankenfels (Niederösterreich) lässt sich dieser Verfallsprozess eindeutig nachvollziehen.[2811]
Wie die politische Festforschung gezeigt hat, dienen politische Feierlichkeiten immer der Machtstabilisierung und der Verbreitung von ideologischen[2812] Der Nationalsozialismus baute sein System auf zwei fundamentalen zeitlichen Zyklen auf. Einerseits auf das volkstümlich-bäuerliche Festjahr, indem er germanische Wurzeln zu erkennen glaubte, und andererseits auf das politische Festjahr seiner „Revolutionsfeste”, die eben eng mit der Parteigeschichte verwoben waren.
Wendet man sich zunächst dem angeblich germanischen Festjahr zu, das der Nationalsozialismus behauptete wiederzubeleben, zeigt sich die ideologische Grundannahme, dass sämtliche kirchliche Feste, aber auch der 1. Mai und der Muttertag sowie das gesamte bäuerliche Brauchtum seine Wurzeln in der germanischen Kultur hätte. Die pseudowissenschaftliche Beweisführung, die in der Forschung mit A-priori-Ergebnissen operierte und sich nicht der wissenschaftlichen Objektivität verschrieb, sondern im Sinne des nationalsozialistischen Staat arbeitete, ließ alles als ein verstümmeltes, germanisches Kulturgut erscheinen. In Schulungsunterlagen der NSDAP hob Karl Seibold die Bedeutung des „nordischen Bauerntums” hervor, das aus dem „ewigen Kreislauf” aus Sterben und Werden, die Daseinsfreude, Lebensbejahung und den Ewigkeitsglaube bezog: „Diese weltanschauliche Haltung des nordischen Bauerntums gibt uns die Grundlage aller Feiergestaltung, die wahre Feiergesinnung, mit der wir jene Stunden erfüllen, die uns Kraft geben sollen für Arbeit und Kampf, die uns Rückschau sind und Gericht auf Vergangenes und Sehnsucht und Vorschau auf Künftiges. Wo ein weltanschaulich gefestigter Kreis unseres Volkes aus dem Rhythmus des nationalsozialistischen Lebens heraus feiert, da ist jene Feierstimmung am Werk.”[2813]
Mehr oder minder wurde zur Regermanisierung aufgerufen, die vom Land her, als Ort, wo germanische Bräuche noch vorhanden gewesen wären, durch den „Nationalsozialismus wieder aufklingen”. Rolf Fink zeigte daher 1937 in Anlehnung an die Christianisierung die Wichtigkeit von Festen auf: „Die sieghafte Durchdringung des Germanentums ist dem Christentum außer durch Feuer und Schwert vor allem durch die Kleinarbeit, das systematische Vorwärtsschreiten der Missionare gelungen. Durch Fällen der alten Symbole und feierlichem Aufrichten der neuen, durch immerwährendes Predigen und Beispiel, durch Angleichung der Festbräuche, ja ganzer Festtage, an die christliche Lehre wurde der Sieg erfochten. Gerade die Festtage waren die Gefahrenpunkte für die neue Religion. Denn hier fand ein Hundert Jahre alter Glaube seine symbolische Darstellung in Bräuchen aller Art.”[2814]
Eine Parallelisierung der nationalsozialistischen und kirchlichen Feste sowie ein Zurückgreifen auf die Volkskultur waren dabei unvermeidlich. Wo die Quellen fehlten, halfen unbelegbare Interpretationen, die volkstümlichen Feste und Bräuche in germanische Formen zu gießen. Da wurde der 1. Mai zum Hochzeitstag von Wotan und Freia,[2815] der evangelische Adventkranz aus dem 19. Jahrhundert zum heidnischen Brauchtum[2816] oder der ursprünglich amerikanische Muttertag zum nordischen, zumindest skandinavischen Brauch.[2817] Der Bevölkerung wurden pseudohistorische und pseudoethnographische Entwicklungen aufgezeigt, um den urdeutschen Ursprung des Festjahres begründen zu können. Anhand eines Beispiels soll das hier verdeutlicht werden. Der Muttertag, ein erfundenes Fest, dessen Verbreitung am Anfang des 20. Jahrhunderts von den Vereinigten Staaten aus Europa erfasste, wurde von den Nationalsozialisten für bevölkerungs- und geschlechterpolitische Propaganda missbraucht. Zudem wurde das Fest, das 1923 in Deutschland auf Betreiben der Blumenhändler das erste Mal gefeiert wurde,[2818] zum germanischen Brauchtum erhoben und in eine Naturmystik eingebettet.
Der „Völkische Beobachter” sah in der Schaffung des Muttertags den Beweis für die „völkische Kraft”. Die eigentliche kulturelle Entwicklungslinie lasse sich über die „Heilige Mutter Erde” der jungen Idealisten des 20. Jahrhunderts, über den Frauen- und Marienkult des Hochmittelalters bis zu der „Göttin der Fruchtbarkeit unserer Vorfahren” verfolgen.[2819] Der Muttertag wurde damit in einen neopaganen germanischen Naturkult eingepflanzt: „Es ist kein Zufall, daß wir den Muttertag im Monat Mai feiern, wenn die Natur sich wieder erneuert, das junge Grün im Wald und im Feld sprießt und prangt und die Ewigkeit des Auferstehens, der Wiedergeburt in der Allmutter Natur allen sichtbar wird.”[2820] Neben Ausschweifungen in „heidnisches” Frühlingserwachen bezog die Presse aber auch deutlicher Stellung. Die Linzer Tagespost kommentiert einen Tag vor dem Muttertag 1941 auf der Titelseite: „Die Tiefe des Muttertages, die im germanischen Brauchtum mit so starker Innigkeit zum Ausdruck kommt, haben alle unsere großen Deutschen seit je empfunden.”[2821] Auch in der Symbolik lehnte man sich an die germanische Vergangenheit an, indem die Reichspropagandaleitung vorschlug, die Lebensrune in die Dekoration miteinzubeziehen.[2822]
Die Nationalsozialisten konnten sich schlecht eingestehen, dass das Fest ursprünglich aus Amerika stammte und so gar nichts mit deutscher Geschichte und Kultur gemein hatte. Offiziell setzte man daher auf die Interpretation, dass der Muttertag aus den skandinavischen Ländern stamme.[2823] Der nationalsozialistische Tag der Deutschen Mutter war aber keinesfalls ein uraltes germanisches Fest, sondern nur mit völkisch-germanischer Symbolik aufgeladen und mit volkstümlichen Elementen bespickt, um eine urdeutsche Vergangenheit und damit eine große deutsche Tradition vorzugaukeln.[2824]
Neben diesem germanischen bzw. bäuerlichen Festjahr setzte man auf die nationalsozialistischen „Revolutionsfeste”. Dem politisierten und ideologisierten volkstümlichen Brauchtum wurden dadurch echte politische Feste zur Seite gestellt. Thilo Scheller merkte 1939 zu dieser politischen Festform an: „Der Ursprung der politischen Feier ist der Kampf um die Macht und der Kampf um das Herz des deutschen Menschen. Ihre Urform ist die politische Versammlung [...]. Neben die Versammlung tritt der Marsch durch die Straßen und der Aufmarsch unter Gottes freiem Himmel zur Kundgebung. Das Urbild, unter dem die politische Feier steht, ist das Hakenkreuz und die Fahne, die als Standarte vor der Kampftruppe der Bewegung hergetragen wird, als Fahne am Schaft den Einheiten der Bewegung und der Verbände voranweht, als Flagge von den Masten der Gebäude und Lager grüßt und ihre Urkraft immer wieder gewinnt aus der Blutfahne des 9. November.”[2825] Scheller bezeichnete die sich am politischen Fest entwickelnden Elemente (politische Reden, Fahneneinmarsch, Nationalhymnen, Badenweiler Marsch, deutscher Gruß etc.) als politisches Brauchtum. Negierend die Flut an Schulungsliteratur und parteilichen Vorschriften zur Feiergestaltung stellte er fest: „Dieses Brauchtum ist auch nicht erdacht oder konstruiert, es ist uns in Fleisch und Blut übergegangen und niemand braucht es zu erklären oder zu erläutern.”[2826]
In der Entwicklung der NS-Festkultur ist jedoch das „politische Brauchtum” sehr dominant. Jedes Fest, sei es öffentlich oder privat, wurde politisiert und den Vorstellungen der Partei unterworfen. Die Realerfolge in der Umsetzung waren besonders bei den versuchten Eingriffen in den privaten Lebensbereich der Familien (Geburtstagsfeiern, Geburten, Weihnachten etc.), die sich ab den vierziger Jahren abzeichneten, etwas dürftig und hatten wenig bis keinen Erfolg.
Die nationalsozialistische Festkultur in Österreich ist ein nach wie vor sehr vages Gebiet in der Forschung. Abgesehen von der Bereitschaft, die Feierlichkeiten in den Großstädten abzuarbeiten, was zum großen Teil mit dem verfügbaren Quellenmaterial und den vorhandenen anwendbaren politischen Fest-Theorien zusammenhängt, versinken ländliche und dörfliche Strukturen im Nirvana der Geschichtsvergessenheit. Gerade dort, wo es ein lokales Kolorit des Nationalsozialismus gab, wo der „Führer” als Realperson nie anwesend war, die kirchlichen Einflüsse stärker waren, es keine Massenveranstaltungen gab und bäuerliche Feste auch vor ihrer Politisierung gefeiert wurden, müsste ein großes Potential zur Erklärung des nationalsozialistischen Erfolges auffindbar sein. Auch wenn die großen offiziellen Feierlichkeiten an den „heiligen Orten” der nationalsozialistischen Bewegung für eine staatliche und parteiliche Identität und für die Selbstdarstellung der Macht wichtige gesellschafts- und staatsstabilisierende Momente waren, so waren sie auch singuläre, „schwach” besuchte Veranstaltungen, denn die wirkliche Masse des deutschen Volkes feierte in ihren Dörfern und Städten, weit weg von München, Berlin oder Nürnberg. Die mikrohistorische Betrachtung von lokalen Feierlichkeiten könnte daher einen neuen Zugang zur Conditio Humana öffnen und aufzeigen, ob die von der nationalsozialistischen Propaganda so gelobten politischen Feierlichkeiten über die offiziellen staatlichen Veranstaltungen unter der Beteiligung Hitlers hinaus, die gleiche emotionale und politische Beeinflussung sowie soziale Integration förderten oder ob sie aufgrund der viel geringeren Größe und eingeschränkter Inszenierung andere soziale Funktionen übernahmen.
[2757] [Kühberger 2000], S. 190.
[2758] Vgl. [Hobsbawm 1995c], S. 9.
[2759] [Kershaw 2000], S. 75.
[2760] [Kühberger 2000], S. 215f.
[2761] [Kershaw 1995], S. 123. Kershaw bezieht sich dabei auf eine These von Broszart über die allgemeine, administrative Situation. Vgl. [Broszart 1969].
[2762] Vgl. [Schmeer 1956], S. 28–41.
[2763] BA Berlin, NS 6/ 821. – Anordnung A 25/42. Zuständigkeit in der Feiergestaltung (23. Mai 1942).
[2764] [Schellack1990], S. 321ff.
[2765] [Schellack 1990], S. 283.
[2766] Die kirchlichen Feiertage wurden hauptsächlich durch einmalige Verordnungen des Reichskommissars oder des Reichsstatthalters ausgesetzt. Vgl. AdR, Bürckel Materie/ Kat. 176/ 2517, passim. Für Salzburg vgl. u. a. Verordnungs- und Amtsblatt für den Reichsgau Salzburg, 10. 8. 1940. – Nr. 62. – „Verordnung des Reichsstatthalters in Salzburg, Nr. 4672/22-25-26-Ivb-40, wodurch der 15. August 1940 im Reichsgau Salzburg zum Werktag wird“.
[2767] BGBl. I Nr. 249/ 1934.
[2768] AdR, Bürckel Materie/ Kat. 176/ 2517. – Der Reichstreuhänder der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet der Ostmark an den Reichskommisar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem deutschen Reich (10. 6. 1939).
[2769] RGBl. I, 1940, S. 674. – Verordnung über die Einführung des nationalen Feiertages des Deutschen Volkes in den Reichsgauen der Ostmark, im Reichsgau Sudetenland und in den eingegliederten Ostgebieten (23. 4. 1940).
[2770] RGBl. I, 1939, S. 322. – GBl. f. ÖNr. 296/ 1939. – Erlaß des Führers und Reichskanzlers über den Heldengedenktag und den Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung (25. 2. 1939).
[2771] RGBl. I, 1940, S. 742. – Verordnung über den Fronleichnamstag 1940 (7. 5. 1940).
[2772] RGBl. I,1941, S. 662. – Verordnung über die Handhabung des Feiertagsrechts während des Krieges 7. 10. 1941).
[2773] Verordnungs- und Amtsblatt für den Reichsgau Salzburg, 26. 10. 1940. – Nr. 108.
[2774] [Kerschbaumer 1986], S. 1059.
[2775] RGBl. I, 1942, S. 182. – Verordnung über den nationalen Feiertag des deutschen Volkes 1942 (16. 4. 1942).
[2776] Staatsgesetzblatt für die Republik Österreich, Jg. 1945, 13.8.1945, Nr. 116. – Gesetz vom 7. August 1945 über die Regelung der Arbeitsruhe an Feiertagen (Feiertagsruhegesetz). Artikel I/ § 1.
[2777] [Ozouf 1988]; [Hunt 1989].
[2778] [Lanternari 1956], zitiert nach: [Hugger 1987b], S. 18f.
[2779] BA Berlin, R 58/ 172. – Meldungen aus dem Reich (15. 6. 1942). S. 4.
[2781] [Zelnhefer 1991], S. 202f.
[2782] Vgl. [Karow 1997], S. 64ff.
[2784] [Kühberger 2000], S. 203.
[2785] Vgl. [Kühberger 2002a].
[2786] Zur Konkurrenz zwischen Partei und Kirche vgl. [Kühberger 2000], S. 202ff.
[2787] [Reichel 1996], S. 211.
[2788] Vgl. u.a. [Völkischer Beobachter/Wiener Ausgabe], 25. 2. 1939, S. 1.
[2789] [Schmeer 1956], S. 97f.
[2790] RGBl. I, 1939, S. 322. – GBl. f. ÖNr. 296/ 1939. – Erlaß des Führers und Reichskanzlers über den Heldengedenktag und den Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung (25. 2. 1939).
[2791] Vgl. [Behrenbeck 1998]; [Behrenbeck 1996].
[2792] Vgl. für Wien: [9. November 1940]; [9. November 1941].
[2793] [Vondung 1971], S. 85.
[2794] [Die neue Gemeinschaft] 9 (1943), S. 463.
[2795] [Freitag 1997], S. 19. Freitag bezieht sich darin auf Clifford Geertz.
[2796] [Geertz 1997], S. 78.
[2797] [Vondung 1971], S. 157.
[2798] [Seibold 1937], S. 44.
[2799] Vgl. [Kühberger 2001a], S. 25.
[2800] Vgl. [Gentile 1995], S. 23.
[2801] [Hanisch 1994], S. 345.
[2802] AdR, Bürckel Materie, Kt. 30/1760.
[2803] [Hanisch 1994], S. 337.
[2804] Vgl. [Kühberger 2000], S. 196ff.
[2805] Vgl. [Kühberger 2003].
[2806] BA Berlin, R 58/ 178, Meldungen aus dem Reich, Nr. 341. (7. 12. 1942), S. 4.
[2807] [Hildebrandt 1981], S. 133.
[2808] [Ferrara/Coppola 1983], S. 161.
[2809] [Henecka 1991], S. 14.
[2810] [Marquard 1989], S. 686.
[2811] [Langthaler 1998], S. 192.
[2812] [Ferrara/Coppola 1983], S 45.
[2813] [Seibold 1937], S. 46.
[2814] [FinkR 1937], S. 43.
[2815] Vgl. [Was wir feiern 1939].
[2816] Vgl. [Kühberger 2000], S. 207f.
[2817] Vgl. [Kühberger 2002b], S. 47.
[2818] Vgl. [Weyrather 1993], S. 18.
[2822] SLA, RSTH I/3, 13/1939. – Kulturamt der Reichspropagandaleitung (Hg.): Mutterehrungsfeier. Sonderdruck aus „Die neue Gemeinschaft“. 1939, S. 4f. Dort befinden sich auch Skizzen wie die Bühne bei der Veranstaltung dekoriert werden sollte.
[2823] [Schmeer 1956], S. 95. Der deutsche Volkskundler Meier stellte allerdings 1936/37 bereits fest, dass der deutsche Muttertag aus Amerika stamme ([Meier 1936], S. 111.), auch wenn die skandinavischen Länder als erste in Europa diesen Baruch aus Amerika einführten (vgl. [Meier 1936], S. 109).
[2824] [Kühberger 2002b], S. 47f.
[2825] [Scheller 1939], S. 155f.
[2826] [Scheller 1939], S. 156.